„Aus einer Kartoffel wächst ein zarter grüner Spross“ oder Urlaub in der Lüneburger Heide.

Geschrieben von Paul

Sieben Tage in der Lüneburger Heide mit 11 Frauen im Alter von 4 bis 69 Jahren, drei Männern und 10 Pferden. Welches Abenteuer wartete da auf mich. Ab Mittwochnachmittag lag in der Stallluft ein Hauch von Vorfreude. Überall wurden Haufen gebildet mit Dingen, die nicht vergessen werden durften. Am Freitagmittag fuhren Imme, Martin und Göta mit zwei Pferden als erste nach Soltendieck/Heuerstorf in der Südheide. Im Laufe des Nachmittags lieferten Nicoles Eltern wohlbehalten ihre Tochter, Insa, Janina und zwei weitere Pferde dort ab.

Am Samstagmorgen trafen wir uns um 9.00 Uhr im Reitstall, um die restlichen sechs Pferde zu verladen und mit  Maj Anna, Irma, Annelie, Annika, Mio, Sophia, Inken, Kristin, Hauke und mir der Vorhut hinterherzureisen.

So schlugen Kristin und Hauke zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie halfen uns beim Pferde-Transport, Kristin nutzte das Wochenende zum Ausreiten und Hauke zum Entspannen.

Die Erleichterung war bei Allen groß, als sämtliche Pferde, Reiter und Fahrer wohlbehalten auf dem Reiterhof Hölken in Heuerstorf angekommen waren. Samstagnachmittag gewöhnten sich die Pferde langsam an ihre neue und ungewohnte Umgebung. Schön konnte man beobachten, wie sich die Strukturen in der Herde veränderten.

Am Samstagnachmittag fand die erste Dressureinheit in der großen Reithalle, am Sonntag ein Handarbeits-Training und eine Dressurstunde mit Pilates-Bällen statt. Die halbaufgeblasenen Bälle zwischen Po und Sattel sollten uns nicht nur aufheitern, sondern sorgten in der Tat spürbar dafür, unsere Bewegung und Balance zu fördern.

Am Montagvormittag ritten wir das erste Mal mit den Pferden aus. Lange Feldwege zum Galoppieren waren für Pferde und Reiter eine ungewohnte und erfreuliche Abwechslung. Insgesamt ritten wir am ersten Tag etwa 2h 30min aus. Nachdem wir erschöpft aber insgesamt zufrieden zum Hof zurückgekehrt waren, nahmen wir einen kleinen Mittagssnack ein.

Am Nachmittag hatte die eine Hälfte der Gruppe Unterricht auf Pilates-Bällen. Die zweite Hälfte hatte nach einem ausgiebigen Abendbrot Unterricht. Als wir uns mit vollen Bäuchen auf die Pferden quälten, benannte Annika die erste Übung: „Schwabbelübung“! Hierbei sollten wir möglichst entspannt auf unseren Pferden sitzen und fühlen wie in unserem Bauch die Kartoffeln hin- und herschwabbeln. Allen Reitern war nach den köstlichen Kartoffelröstis von Annelie klar, wie wir zu sitzen hätten. Diese Übung war verhältnismäßig einfach. Die zweite Übung erforderte hingegen deutlich mehr Koordination. Um zu beschreiben, wie wir jetzt sitzen sollten, prägte Annika den poetischen Ausspruch: „Aus den Kartoffeln wächst nun ein zarter grüner Spross“. Alles ganz logsich, oder?

Am Dienstagvormittag fand Einzelunterricht nach Absprache statt. Die Schüler der ersten Hälfte der Gruppe hatten jeweils eine halbe Stunde Zeit, intensiv unter Annikas Anleitung an individuellen Problemen zu arbeiten.

Am Nachmittag fand erneut ein Ausritt statt. Wir ritten eine ähnliche Runde wie am Montag. Nur dass unsere Pferde bereits deutlich entspannter waren als noch am Montagmorgen.

Am Mittwochvormittag fand, mit der zweiten Hälfte, Einzelunterricht statt. Dabei konnten die Zuschauer Zeuge von weiteren interessanten Vergleichen werden. Annika stand auf dem Platz – mit ihrem obligatorischen Tim Hortons Becher mit Tee – und rief mir zu: „Das muss so losgehen, als würdest du deinem Pferd einen Böller in den Hintern schieben!“ Oder auch eine andere Variante:“ Setz dich so hin, dass du die Wurst vorne raus drückst!“ Als die Umstehenden beruhigt waren, dass es sich hierbei nur um eine von Annikas berüchtigten Visualisierungen handelte, und die Reiter offenbar in der Lage waren, etwas aus diesen Anweisungen zu machen, konnte man Annika bald rufen hören: „Und dann nicht überrascht sein, wenn es auf einmal klappt“.

Nachmittags ritten wir unter Irmas Aufsicht aus. Annika blieb zu Hause und genoss den sonnigen Tag ohne uns und mit ihren Kindern.

Für Donnerstag war unser Tagesausritt geplant. Morgens um 10.00 sollten wir fertig auf dem Pferd sitzen. Beim Frühstück wurde umso mehr gegessen, um alle eventuell leeren Kalorienspeicher aufzufüllen. Um 10.15 verließen wir den Ferienhof. Unser Ausritt führte uns als erstes eine halbe Stunde an einer schönen Allee entlang. Nachdem wir die erste kleinere Brücke alle auf den Pferden gemeistert hatten, bestiegen wir die zweite Brücke über einen Elbe- Seitenkanal. Unsere Pferde waren so überrascht von der ungewohnten Sicht auf große Schiffe und viel Wasser von oben, dass sie erst nachdem drei Pferde geführt wurden diesen über die Brücke folgten. Aber gelohnt hat sich das Abenteuer allemal, denn auf der anderen Seite wartete ein traumhaftes, großes Wald- und Heidegebiet, in dem wir viele Stunden reiten konnten. Maj Anna und Annika führten uns dabei abseits der großen Straßen durch unerforschten Wald. Großartig!!!

Am Freitagvormittag nutzen wir noch einmal die Möglichkeit des Unterrichts von Annika, dieses Mal in Klein-Gruppen. Am Nachmittag ritten wir durch den nahen Wald und die Felder. An einer verabredeten Stelle trafen wir uns mit Martin zu einem Foto-Termin (s.Galerie). Am Abend waren wir alle in einer wehmütigen Stimmung. Gemeinsam mit Todd, der am Nachmittag angekommen war, machten wir ein kleines Feuer und ließen den Abend und die Woche ausklingen.

Am Samstagmorgen ritt eine kleine Gruppe von Unerschrockenen schon um 7.00 Uhr ein letztes Mal. Nach dem Frühstück wurden die ersten Autos für den Heimweg bepackt. Als wir die ersten Pferde in Kattendorf entluden, war deren Freude, bei ihren Kumpels und auf heimischem Terrain zu sein, bei allen deutlich spürbar. Ohne Zwischenfälle verlief auch die Nachmittags-Tour. Erschöpft, aber froh kehrten alle heim – nach dem Ausräumen des Pferdezubehörs und der Reinigung der Pferdehänger, versteht sich.

Die Reise war für mich ein Gewinn! Wir haben uns von einer neuen Seite  und einfach besser kennengelernt, konnten unsere reiterlichen Fähigkeiten verbessern und hatten zusätzlich noch eine Menge Spaß. Und eine besondere Freude war es für uns alle zu beobachten, wie unsere Pferde diesen „Urlaub“ sichtlich genossen und sich trotz intensiven Trainings jeden Tag frischer und entspannter bewegten.

Unser ganz besonderer Dank gilt Annika, die unsere Reitfähigkeiten individuell und vielseitig gefördert hat  und uns anschaulich durch die Videos der Reitstunden das eine oder andere Sitzproblem erkennen ließ. Kompliment für ihre logistische Meisterleistung der Pferde- und Reiter-Transporte, die vollkommen aufging! Danke auch Familie Franke und Schulze, die unsere Pferde-Transporte ergänzten. Großen Dank ebenfalls an Familie Schwiebert, Reich und an Andreas für den selbstlosen Verleih von Zugfahrzeugen und Hängern. Ganz herzlicher Dank an dieser Stelle für einen unvergesslichen Urlaub in harmonischer  Atmosphäre.

Die Fotos zu diesem Bericht findet Ihr in unserer Fotogalerie!

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