Pferd hilft Mensch!

„Pferd hilft Mensch!“

Ein Bericht von Helmut über seine Erlebnisse mit dem Therapeutischen Reiten im Reiterhof Kattendorf DALARNA

Helmut 2

Warum es gut tut, auf einem Pferd zu sitzen, habe ich erst lernen müssen. Dieses große Tier, genannt Pferd oder Pony (ich weiß nicht, wie sie noch alle heißen), also die haben mir immer großen Respekt abverlangt. Soviel Kraft, soviel Gewicht – da halte ich lieber Abstand, denn eine zu große Nähe macht Angst.

Dann aber lernte ich eine andere Seite kennen. Und heute bin ich ein überzeugter Freund von Antonio, einem Kasachisches Kaltblut, einem geduldigen Pferd mit einer so unerschütterlichen Ruhe, dass ich Toni, wie wir ihn nennen, immer wieder gerne begrüße.

Nun, das ist ein Teil meines Lernprozesses der letzten Monate, denn ich habe mit dem Therapeutischen Reiten begonnen. Heute steige ich von meinem Rollstuhl in der Reithalle auf das Podest, neben dem Toni und Annika, die Reitlehrerin und Therapeutin, stehen. Toni wartet in aller Ruhe ab, dreht den Kopf in Richtung Rollstuhl, er weiß, dort warten die Möhren auf ihn. Die gibt es aber erst nach der Arbeit. Ich hangele mich meinen Armen und der Unterstützung von Annika auf Tonis Rücken. Gar nicht so einfach, ein Bein muss schließlich über den Rücken hinüber und meine Beine wollen oft nicht so ohne weiteres (Spätfolgen der Kinderlähmung), da ist Hilfe erforderlich.

Nach etlichen Reitstunden ist mir Toni nun so vertraut, dass Annika die Anweisung KOMM MIT an Toni gibt, er sich in Gang setzt und ich dort in dieser Höhe (1,50 m) nun die Aufgabe habe, nicht hinunter zu fallen. Das ist übrigens noch nicht passiert – erstaunlich, nicht wahr? Das Übungsprogramm ist vielfältig: die Sitzpositionen ändern: nach vorne auf das Pferd legen, im Stand und im Gang. Dann natürlich nach hinten kippen (echt, mal eben: lege dich mal nach hinten aus dem Sitz, völlig entspannen, wau, ich bin stolz auf mich) und ebenfalls im Stand oder in Bewegung. Nun seitlich, so herum und anders herum…

Oder heute mal reiten lernen, mit Zügel oder mit Halsring. Oder zum Schluss mal im Trab? Bitte schön, und schon geht es los: völlig entspannt mit der richtigen
Anspannung im Rücken (bloß nicht so viel denken, Helmut, fühlen!) eine Hallenseite Trab.

Was bringt mir das therapeutische Reiten? Mein Körper ist in letzter Zeit zunehmend angespannt, verkrampft. Auf dem Pferd bin ich plötzlich locker, kann den vielen Bewegungen des Pferdekörpers ohne Verspannung folgen. Da kann ich nur staunen und mich freuen. Und ich merke, wie meine Muskulatur in manchen Bereichen kräftiger geworden ist, zum Beispiel im Rücken.

Ich kann nur sagen, es ist so angenehm auf dem Pferderücken von Toni zu liegen, alle Körperteile von mir entspannt hängen lassen und Tonis warmen, weichen Körper zu spüren, die Bewegungen, die Atmung, seine Reaktionen auf meine Bewegungen. Unglaublich, wie so ein großes Pferd feinfühlig ist.

Dann der letzte Akt: Toni bekommt die Möhren: eine, die zweite, die dritte (sind alles Kleine) und dann? Alle, nein, Toni glaubt es nicht, kommt näher, schnuppert hier und da, den ganzen Rollstuhl auf und ab. Es ist einfach herrlich, dieser Kontakt, die Verbundenheit zu dem Pferd.

Um es auf einen Nenner zu bringen: es tut meinem Körper, meinem Geist und meiner Seele wirklich gut: das Therapeutische Reiten ist eine sehr, sehr gute Medizin.
Oft lege ich mich anschließend in die Badewanne, summe vor mich hin, habe gute Laune. Ja, so geht es mir mit dieser Art von Therapie. Noch Fragen?

Helmut auf Antonio mit Marie als Helferin

Weitere Bilder sind in der Galerie zu finden!

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